Kreuz

 

 

 

 

PFINGSTSONNTAG
Lesejahr C

 

 

 

Evangelium: Johannes 20, 19-23

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.


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Gedanken zum Evangelium

Ein Schüler kam einmal zu seinem Lehrer und beklagte sich über die Menschen, die ihm unrecht tun und ihn beleidigen. Fast jeden Tag habe ich mit Menschen zu tun, die sich über mich aufregen und mich ärgern, sie tun mir weh oder beleidigen mich, beklagte er sich. Der Lehrer ging hinaus und kam mit einem Korb voller Kartoffel wieder zurück. Ich möchte jetzt, dass du an alle Personen denkst, die dich in letzter Zeit beleidigt haben, sagte nun der Lehrer. Schnell fielen dem Schüler eine Menge von Namen ein. Hier hast du einen Sack, sagte der Lehrer, gib für jeden Menschen, der dich beleidigt hat, eine Kartoffel hinein und dann trage diesen Sack eine Woche lang überall hin mit dir. Dann komm wieder. Der Schüler tat, wie der Lehrer ihm gesagt hatte. Anfangs war der Sack ja nicht besonders schwer, aber nach einigen Tagen wurde er ihm immer lästiger und schwerer. So kam nun der Schüler mit seinem Sack nach einer Woche wieder zu seinem Lehrer. Und, hast du daraus etwas gelernt? fragte der Lehrer. Ich glaube schon, antwortete der Schüler, wenn ich anderen nicht vergebe, trage ich diesen Ärger immer als eine Last mit mir mit, genau wie diese Kartoffeln. Genau so ist es, antwortete der Lehrer, wenn du vergibst, wirst du die Last loswerden. Solange du nicht vergibst, wirst du immer eine Last mit dir herum tragen. Nicht nur für den, der nicht vergibt, ist es bitter, sondern auch für den, dem die Vergebung verweigert wird. Auch für ihn bedeutet unvergebene Schuld eine Last, die auf ihn drückt. Und solange es keine Vergebung gibt, wird es auch keinen Frieden zwischen den beiden geben. Im heutigen Evangelium vom Pfingstsonntag geht es auch um das Vergeben. Als der auferstandene Christus seinen Jüngern erscheint, sagte er zu ihnen: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr aber die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“ Diese Worte bedeuten nicht, dass hier von Jesus jemand das Recht oder die Macht erhalten hat, Vergebung oder Lossprechung von Sünden zu verweigern. Nein, es ist ein Herzensanliegen Jesu: Vergebt den anderen, erlasst ihnen die Schuld, dann können sie befreit leben. Denn, wenn ihr nicht vergebt, wenn ihr den anderen die Sünden nicht erlasst, dann tragen sie diese Last weiter mit sich. Diese Worte Jesu haben auch heute noch die gleiche Gültigkeit und die selbe Aktualität wie damals und sind an alle gerichtet. Es ist der Wille Jesu, dass die Vergebung von Schuld, ein Markenzeichen von uns Christen ist, in einer gnadenlosen Welt der Beschuldigungen, der Skandale, der Miesmacherei und der Jagd nach Sündenböcken. Der auferstandene Christus hat seinen Jüngern und damit auch uns Christen aller Zeiten die Überzeugung geschenkt, dass der Geist der grenzenlosen Vergebung, aus dem er selber immer gelebt und gehandelt hat, auch in uns weiter lebt und durch uns wirken wird. Dieser Geist - dieser Beistand den Jesus uns versprochen hat und uns auch geschenkt hat, wird uns auch befähigen, seine Zeugen in der Welt zu sein und schuldig gewordenen Mitmenschen zu vergeben. Sieben mal Siebenundsiebzig mal zu vergeben, das heißt also: IMMER wieder vergeben.

 

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