Fastenzeit

 

 

 

 

Palmsonntag
Lesejahr C

 

 

 

Evangelium: Lukas 19, 28-40 (Segnung d.Palmzweige)
Evangelium: Passion nach Lukas 22, 14 - 23,56

Es war einige Tage vor dem Osterfest. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!


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Gedanken zum Evangelium

Palmsonntag soll uns an Jesu Einzug in die Stadt Jerusalem vor 2000 Jahren erinnern. Wie einen König, wie ihren König haben die  Menschen ihn damals gefeiert. In den Händen  Palmzweige, so sind sie mit ihm gegangen und haben ihm zugerufen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn – und – im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe. Ist das nicht eigenartig? Auf der einen Seite zieht Christus feierlich in Jerusalem ein, mit den Hosanna-Rufen des begeisterten Volkes, auf der anderen Seite wissen wir genau, wie schnell sich diese Hosanna-Rufe in wenigen Tagen wandeln, in „Kreuzige ihn“, und weg mit Ihm. Ja, die Leidenswoche Jesu beginnt mit einem Triumphzug hinein in die Stadt Jerusalem. Überall wird ihm zugejubelt. Ist das nicht schön? Wie wird sich Jesus gefühlt haben? Die Leute sind von ihm begeistert. „Hosanna dem Sohne Davids.“ rufen sie. Aber nicht alle. Es gibt an diesem Tag, wo er auf einem Esel reitend als König verehrt wird, wo ihm Kleider und Palmzweige als Teppich hingelegt werden und wo ihm so zugejubelt wird, auch noch andere Gruppen.
Da sind die Abwesenden, die Pharisäer und Schriftgelehrten, der Hohe Rat, die Geistlichkeit, denen das alles total zuwider läuft. Sie sind die hasserfüllten und verbissenen Gegner Jesu. Sie möchten ihn beseitigen, sitzen wahrscheinlich hinter ihren Schriftrollen und suchen vergeblich Jesus mit der hl. Schrift zu überführen. Aber er muss sterben, das ist beschlossene Sache. Den  Plan dazu haben sie schon.
Da sind die Unzufriedenen, einige Pharisäer aus der Menge, die doch die Neugierde gepackt hat und die sich wahrscheinlich besonders geärgert haben, weil sie ihm so zujubeln, sie riefen Jesus auch zu: Meister, bring deine Jünger doch zum Schweigen. Er aber entgegnete ihnen: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien. Ja, heute lässt sich Jesus feiern. Bisher hat er es immer abgelehnt, denn er will ja kein irdischer König sein. Sein Königreich ist nicht von dieser Welt. Heute zeigt er ihnen, dass es für ihn ein leichtes gewesen wäre ihren Anführer zu machen und alle so zu begeistern, dass sie ihm folgen.
Als dritte Gruppe sehe ich da noch die Mitläufer. Die größte Gruppe und das sind die, deren heutige Begeisterung in sechs Tagen vollständig umschlägt und die dann - ans Kreuz mit ihm - rufen.  Diese Leute folgen immer nur der Mehrheit. Sie haben keine selbständige Meinung und sind wie Windfahnen. Auf solche Menschen ist kein Verlass. Das, was sie heute sagen, ist morgen meist schon wieder vergessen. Wie musste sich Jesus gefühlt haben, da er dies doch schon gewusst hat? Wie oft sind auch wir so schwach und lassen uns von der Menge mitreißen, eben von dieser allgemeinen Meinung?
Ich sehe aber auch noch eine vierte Gruppe bei dieser Menge. Das sind die überzeugten Jünger. Sie sind es, die da mehr oder weniger still, Jesus begleiten, die sich mitfreuen über den Jubel, aber vielleicht auch schon eine gewisse Vorahnung haben. Sie sind innerlich von der Wahrheit Jesu überzeugt. Heute freuen sie sich mit Jesus, aber sie gehen auch mit ihm den unausweichlichen Kreuzweg und leiden mit ihm. Nur ganz wenige sind es aber, die es wirklich schaffen, Jesus sogar bis ans  Kreuz zu folgen. Eine traurige Sache. Von den Aposteln nur der Jüngste. Johannes, der Lieblingsjünger, er hat als Einziger den Mut. Auf welcher Seite wären wir an diesem Sonntag  gestanden, auf welcher Seite stehen wir an diesem Palmsonntag, an dem der Heiland in  Jerusalem einzieht?
Stehen wir auf Seiten der Abwesenden, der Mitläufer, oder der Überzeugten?
Die Abwesenden sind die, denen nur irdische, persönliche Interessen wichtig sind, für die ist es besser, dass dieser Mensch für das Volk stirbt. Das sind die, die über Leichen gehen, um ihre Ziele zu erreichen.
Die Mitläufer denken meist nur oberflächlich, sie haben so keine böse Absicht, lassen sich aber auch verführen zum Mitschreien am Karfreitag.
Ein überzeugter Jünger aber ist der, der treu ist. Der nicht nur zu Ostern in die Kirche geht und Jesus zujubelt, weil er von den Toten auferstanden ist. Ein überzeugter Jünger ist der, der Jesus  bis ans Kreuz folgt. Lasst uns versuchen als überzeugte Jünger in diese Karwoche einzutreten, damit wir auch in Wahrheit als überzeugte Jünger seine Auferstehung mitfeiern dürfen.

 

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