Kreuz

 

 

 

 

7. Sonntag der Osterzeit

Lesejahr C

 

 

 

Evangelium: Johannes 17, 20-26

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.


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Gedanken zum Evangelium

Alle sollen eins sein! Ich habe da kürzlich eine nette Geschichte gelesen, die von einem Rangstreit der Blumen erzählt. Da kam eines Tages jemand in einen wunderschönen Garten, er sah die vielen schönen Blumen und bewunderte sie. Dann nahm er ein Maßband aus seiner Tasche und fing an, alle Blumen zu vermessen: ihre Größe und die Weite ihrer Blüten. Dann ging er wieder weg. Selbstbewußt stand da nun eine Sonnenblume auf ihrem hohen Stengel und sagte: "So groß und so stark wie ich ist keine andere!“ Darüber regte sich aber die Rose auf und sagte: "Aber keine duftet so herrlich und ist so schön wie ich. " Paah .., sagte die Lilie, wie könnt ihr zwei so reden! Was heißt hier Größe und Duft! Keine von euch hat so viele schöne Blüten wie ich! Das Stiefmütterchen, das Gänseblümchen und das Vergißmeinnicht wurden kleiner und kleiner, als sie das hörten. Da tröstete das Gänseblümchen das Vergißmeinnicht und sagte: "Zum Glück werden wir von vielen Menschen sehr geliebt." "Ja", sagte das Vergißmeinnicht, "nicht umsonst nennt man mich daher auch Vergißmeinnicht". Da sprach das Stiefmütterchen: "Wie könnt ihr nur so denken! Wie könnt ihr euch messen nach Größe und Stärke, nach Duft und Farbenpracht! Habt ihr vergessen: ob groß oder klein, ob stark oder schwach, jeder von uns hat der Schöpfer ein eigenes Kleid gegeben, in seinen Augen sind wir alle gleich schön. Jeder von uns schenkt er im gleichen Maße das Licht und die Wärme der Sonne. Jeder von uns schenkt er in gleichem Maße seinem Regen. Ist nicht das das Geheimnis der Güte Gottes." Diese Machtgedanken der Blumen erinnern mich an Auseinandersetzungen zwischen Konfessionen, Religionen und religiösen Gruppen. In diesen Spielen geht es auch immer nur um „Ich bin besser als du“, „Ich habe recht, du hast unrecht“, „Ich bin in der Wahrheit, du bist im Irrtum“. Solange es zwischen Menschen diese Machtspiele gibt, wird es immer neue Auseinandersetzungen und Streitigkeiten, Konflikte, Feindschaften und Kriege geben. Aberbedenken wir doch, auf einer Blumenwiese wachsen auch sehr viele verschiedene Blumen. Gott hat sie alle einmalig geschaffen. Jede ist anders. Jeder schenkt er seine Güte und Liebe und so ist es bei allen Geschöpfen, auch bei uns Menschen. Jeder Mensch ist ein einmaliges Geschöpf Gottes. Einmalig in jeder Weise. Einmalig in seinem Aussehen, in seinem Wesen, seinem Denken und Fühlen und in seinen Überzeugungen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Gott uns alle gleich haben will. Sonst hätte er uns doch von Anfang an alle gleich geschaffen. Gott liebt die Vielfalt und das gilt - so denke ich – auch für religiöse Überzeugungen. Gott will, dass wir Menschen uns, in unserer Einmaligkeit aber auch in unserer Andersartigkeit lieben, einander achten und wertschätzen, einander annehmen und gelten lassen. Was ist, was heißt Liebe? Du musst werden wie ich? du musst denken wie ich? du musst reden wie ich? du musst dich verhalten wie ich? du musst handeln wie ich? du musst die gleichen Überzeugungen haben wie ich, damit ich mit dir gemeinsam leben und mit dir eins sein kann? Nein, so sicher nicht! Das Geheimnis jeder guten, harmonischen zwischenmenschlichen Beziehung ist gegenseitiges Annehmen, Wertschätzen, Achten und Gelten lassen. Liebe bedeutet, einander in der Einmaligkeit und auch im Anderssein annehmen und voneinander lernen. Liebe ist sich immer bewusst, vom anderen lernen zu können. Das gilt auch für gute Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften, zwischen Kulturen und Religionen, zwischen Völkern und Rassen. Wenn ich also Jesus heute recht verstehe, dann ist sein Gebet um die Einheit, ein Gebet um die Liebe. Die Einheit der Welt – auch die Einheit der Konfessionen und Religionen – kann nur eine Einheit in Vielfalt sein. Durch den Glauben an Jesus Christus bin ich überzeugt, Einheit ist möglich, aber nur über den Weg, den Jesus vorgelebt hat: Den WEG DER LIEBE.

 

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