In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Jesus will keinen Frieden sondern nur Spaltung auf die Erde bringen? Was ist das denn für ein Jesus, der im heutigen Evangelium zu uns spricht? Haben wir nicht immer gehört, dass Jesus der Friedensstifter ist? Ist er nicht die Liebe Gottes in Person? Und heute sagt Jesus zu seinen Jüngern - Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Diese Botschaft gibt uns zu denken. Genau das aber hat der Evangelist Lukas beabsichtigt. Denn es ist ja so bequem, sich auf der Zusage von Gottes Liebe wie auf eigenen Lorbeeren ausruhen zu können. Es ist so einfach, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und trotzdem so weiter zu leben wie bisher. Das genau ist das, was Jesus nach dem Zeugnis des Lukas widerstrebt. Lukas stellt nicht die Liebe Gottes in Frage. Aber er stellt in Frage, dass Menschen, die Jesu Botschaft einmal begriffen haben, genau so weiterleben, als sei nichts gewesen. Lukas schreibt: Jesus ist gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Feuer, das hier aber etwas ganz anderes zu bedeuten hat, denn ein Mensch, der brennt wie Feuer, zeigt Leidenschaft und Begeisterung. Ja, Begeisterung – das ist es, denn darin steckt „Geist". Gottes Hl. Geist eben, der uns „brennen“ lässt. Lukas beschreibt es uns im Pfingstereignis in der Apostelgeschichte: „Zungen wie von Feuer" ließen sich auf die Jüngern nieder, und sie wurden mit dem Hl. Geist erfüllt. Und, Jesus sagt heute: „Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!" Jesus sehnt sich also schon so sehr danach, dieses göttliches Feuer in allen Menschen brennen zu sehen. Er wünscht sich Menschen, die Gottes Geist in sich wirken lassen, die ihrem Glauben Taten folgen lassen und die Zeugnis ablegen für die frohe Botschaft, die sie erfahren und erleben durften. Ein vom Hl. Geist erfülltes Christsein ist mehr als nur ein freundliches seid nett zueinander! Oder tut nur ja niemandem weh! Der Glaube an Jesus kann keine blutleere Harmlosigkeit bleiben. Dieses heutige Evangelium soll so etwas Ähnliches wie Brandstiftung sein! Wir sollen uns wieder neu entzünden lassen und wieder zu brennen beginnen. Jesus wünscht sich, dass wir unser Christsein wieder ernst nehmen sollen und vieles was in den Augen der Welt wichtig erscheint nicht mitmachen sollen. Denken wir nur einmal daran, was wir in den letzten Tagen alles getan und geredet haben: Können wir ehrlich sagen, dass da etwas wirklich aus feuriger Begeisterung für Gottes Reich geschehen ist? Haben wir da irgendwann einmal - ganz entschieden - ja vielleicht sogar leidenschaftlich Position für Gott oder die Kirche bezogen? Wie froh wäre ich, es würde schon brennen, sagt Jesus. Dieses Feuer, das uns herausreißt aus unserem harmlosen Christ-Sein, dass wieder Christen aus uns werden lässt mit denen zu rechnen ist. Christen die sie sich nicht scheuen – auch in der Öffentlichkeit ihre Meinung oder ihre Überzeugung zu vertreten. Christen die zu ihren religiösen Werten stehen und anderen zeigen, dass man nicht wahllos darauf herum trampeln darf. Seien wir einmal ehrlich, wer von uns wünscht es sich nicht auch, dass ein solches Feuer in und unter uns brennen würde? Nahrung für dieses Feuer lässt sich gerade in unserer Zeit genug finden.