8. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
In jener Zeitsprach Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.
Es ist Faschingszeit und wir bemerken immer wieder „närrisches Treiben“ in unserer Umgebung. Viele Menschen genießen es, einmal für ein paar Stunden aus den Rollen des Alltags auszubrechen und in ihrer Fröhlichkeit verkleiden sie sich in die verschiedensten Masken. Wenn sich ein Mensch verkleidet und maskiert, so will er zumindest für eine kurze Zeit ein wenig anders sein als sonst. Viele von uns haben eben das Bedürfnis einmal ganz anders zu sein als gewöhnlich. In dieser Zeit in der wir gewiss nicht so traurig sind, haben wir ja auch die „Freude am Herrn“ in uns! Darum erlaube ich mir heute einmal zu fragen, ob wir uns nicht auch im gewöhnlichen Leben immer wieder hinter einer „Maske“ verstecken. Sicher wir laufen im Alltag nicht verkleidet oder maskiert herum, aber wer von uns zeigt sich schon wirklich ganz als der, der er in seinem tiefsten Inneren auch ist? Wollen wir nicht alle, irgendwie vor uns selber und vor den Mitmenschen besser erscheinen als wir wirklich sind? Und gibt es im menschlichen Miteinander nicht auch viel Unwahrheit im Reden und Tun? Oder, dass sich Menschen ganz bewusst verstellen um andere in die Irre zu führen durch die Art und Weise, wie sie sich geben und verhalten? Aber umgekehrt gibt es auch schönere Erfahrung, dass überall dort, wo Menschen einander Liebe und Vertrauen schenken, der mitmenschliche Umgang entkrampfter und gelöster wird, weil jeder ganz einfach so sein darf, wie er ist – eben auch mit seinen Schwächen und Fehlern. Wenn Menschen einander gut kennen und zugleich vertrauen und in Liebe annehmen, dann ist es auch möglich, das Innere des Herzens ein Stück weit nach außen hin sichtbar zu machen. Dabei stellen wir uns auch nicht gegenseitig bloß, wenn wir einander Gedanken und Wünsche des Herzens offenbaren. Dort gibt es ein Klima des Vertrauens, in dem die Wahrheit und die Liebe gedeihen! Im heutigen Evangelium spricht Jesus auch von so einer Spannung zwischen der Innen- und Außenseite des Menschseins. Er vergleicht das Menschenleben mit einem Baum, der seine Früchte bringt. Und da sagt uns Jesus: Ein guter Baum bringt gute Früchte, während ein schlechter Baum keine guten Früchte bringen kann! Angewandt auf den Menschen heißt das: Wenn jemand ein gutes Herz hat, dann wird er auch gute Taten vollbringen. Wo jemand allerdings Böses tut und sich nicht von diesen bösen Taten abwendet, bleibt auch sein Herz in der Unordnung und im Bösen. Was ist also in diesem Gleichnis die Botschaft Jesu an uns und an die Menschen? Er möchte uns sicher sagen: Bring doch dein Herz in Ordnung, sorge dafür, dass es wie ein guter Baum wird, der dann sozusagen von selber seine guten Früchte bringen wird! Schafft alles Böse aus eurem Herzen weg, erneuert euren Geist und euren Sinn. Wie aber soll das geschehen, da wir uns selber so oft als unfähig zum Guten erkennen? Unser Bemühen ist zwar ganz wichtig, aber es reicht nicht aus; da muss Gott uns helfen – und er selber hat längst den Anfang gemacht! Er allein schenkt uns auch ein neues Herz und einen neuen Geist, wodurch wir fähig werden können, das Gute von Herzen zu lieben und es auch kraftvoll und entschieden zu tun! Wenden wir uns also immer wieder neu Gott zu. Vor ihm brauchen wir uns nicht zu verstecken und nicht zu maskieren. Er kennt uns so, wie wir wirklich sind. Ihm können wir nichts vormachen. Denn ER, der Allwissende sieht in unser Herz. Denn Gott ist der einzige, dem wir wirklich in unserer ganzen Armseligkeit entgegentreten können, ohne fürchten zu müssen, von ihm abgewiesen zu werden. Er ist es, der uns liebt. Und seine Liebe erträgt sogar uns! Wenn wir also Gott in Glauben und Vertrauen nahekommen, wird nichts bleiben, wie er war. Unser Inneres wird verwandelt. Gottes Liebe nimmt alle Schuld hinweg und schenkt uns ein neues Herz. Wäre es in diesem Zusammenhang für uns nicht gerade in den nächsten Wochen sehr angebracht, dass wir das Sakrament der Barmherzigkeit Gottes empfangen und uns von Gott Vergebung schenken lassen durch Reue und Umkehr? Nehmen wir unsere Zuflucht zu Gott auf die Fürsprache der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria! Sie vermag uns hinzuführen zu dem, der unser wahres Leben ist: dem dreifaltigen Gott, der uns liebt und uns das ewige Leben schenken möchte. Er macht uns fähig, dass wir wie ein guter Baum werden, der seine Früchte bringen wird zur rechten Zeit. Möge der Herr das gute Werk vollenden, das er in uns begonnen hat, damit wir ihn einst loben und preisen dürfen in Ewigkeit. Denn wovon das Herz voll ist, davon spricht auch der Mund!