4. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
In jener Zeit begann Jesus in der Synagoge in Nazaret darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.
Die Rede Jesu fand bei allen Beifall und sie staunten darüber, wie begnadet er redete. Aber schon wieder sind Zweifel zu spüren - das ist doch nur der Sohn von Josef dem Zimmermann. Die Leute aus Nazareth hatten ja schon einiges von Jesus gehört und der Ruf als Wunderheiler war ihm schon vorausgeeilt. Einen Wunderheiler hätten sie schon gerne bei sich behalten, diesen Arzt Jesus oder - besser gesagt - diesen Medizinmann. Denn so, wie einen Medizinmann, hätten sie ihn sicher gerne gehabt. Ein Medizinmann wohnt am Ort, man ruft ihn, wenn man ihn braucht und dann vollführt er irgendeinen Zauber und alles ist wieder gut. Man bedankt sich in aller Form gibt auch ein angemessenes Geschenk und geht dann wieder seinen alltäglichen Verrichtungen nach. Ich denke, genau so einen Medizinmann wünschten sich damals die Menschen in Nazareth, und genau so einen wünschen sich heute auch die Menschen in Europa und auch im Burgenland: Einen den man über ein Notruftelefon anrufen kann, wenn man ihn braucht; der dann auch garantiert wirksam ist und der natürlich auch Erfolg verspricht. Einem der sonst keine großen Schwierigkeiten macht und der sonst nichts fordert. So einem baut man auch eine schöne Wohnung, eine Unterkunft, einen Tempel, eine Kirche, man ist ihm auch dankbar, aber sonst geht jeder seines Weges. Menschen hätten das gerne, es wäre so ja viel einfacher. Jesus aber spielt da nicht mit und er machte es damals genauso wenig wie heute. Jesus sucht keine Arztpraxis. Er will sich auch nirgendwo niederlassen, um in Notfällen angerufen zu werden. Er übernimmt auch keine Notfallstation, er braucht keine Wohnung, er sucht keinen Tempel und er braucht auch keinen Kirchenbau. Jesus sucht die Menschen – damals und auch heute. Er will mit den Menschen, mit jedem einzelnen von uns durchs Leben gehen. Er will mitgehen und uns begleiten, er will aber auch begleitet werden. Jesus will eine Beziehung, er will mit uns auf du und du verbunden sein, und nicht auf Abruf in der Rettungswache auf unseren Anruf warten. Jesus sucht keine Patienten, er sucht Partner. Wer das nicht ernst nimmt, der wird enttäuscht werden, denn die schönste Unterkunft wird Jesus links liegen lassen. Die besteingerichtete Praxis wird er nicht beziehen. Sogar in der Kirche ist er nicht zu finden, wenn er dorthin nur für den Notdienst verbannt worden ist. Wo aber Menschen sich auf den Weg machen und wo Menschen versuchen ihr Leben mit ihm zu leben, dort wird er fortwährend gegenwärtig sein. Er wirkt keine spektakulären Wunder, er heilt kaum irgendwelche Krankheiten und er verschont auch nicht vor irgendwelchen Schicksalsschlägen. Dazu ist er nicht gekommen. Jesus ist keine Unfall-Versicherung und mit einem Versicherungsvertreter hat er wenig gemeinsames. Aber - ER trägt. Er trägt mich, er trägt meine Last mit und er hilft, dass ich selber tragen kann. Das ist kein besonders spektakuläres Wunder. Aber es ist wunderbar - ein Wunder, so wie Gott es sich vorstellt: ein Wunder, das aus einem Miteinander entspringt, aus der Beziehung, die Gott mit uns Menschen eingeht. Gott will uns begleiten, er will mit uns zusammen zu einem Ziel gelangen. Dazu aber ist notwendig, dass wir ihm gehen müssen, wir an seiner Seite, dann ist er an unserer. Das will Jesus den Menschen von Nazareth und uns heute deutlich machen. Dazu ist er gekommen.