In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essigund sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst! Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Stellen Sie sich einmal vor, es gibt Menschen die hören das heutige Evangelium ohne zuvor irgend etwas von Jesus oder dem Christentum gehört zu haben. Heute wird da ein Mensch der zum Tode verurteilt und ans Kreuz genagelt wurde auch noch verlacht und verspottet. Die Soldaten geben ihm Essig zu trinken. Und dann steht auch noch auf der Tafel über seinem Haupt: Das ist der König der Juden. Was soll das für ein König sein, der da verspottet wird? Das kann doch nur ein Narr sein, um den es da geht, denn einen echten König würde man kaum so verhöhnen. Jetzt wird er schon zum dritten Mal aufgefordert, sich selber zu helfen - vom dem Verbrecher, der neben ihm hängt. Am Ende aber, ein Satz, der uns etwas Klarheit in dieses Bild bringt: Heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein. Jetzt erst lässt sich ein wenig erahnen, dass es hier gerade um Leben und Tod geht. Das Paradies als Ort des Jenseits, außerhalb der Welt. Nur wir, die wir doch, so halbwegs die Evangelien kennen, erkennen auch gleich die Szene: Jesus am Kreuz, ein Abschnitt der Leidensgeschichte. Dieses Evangelium heute am Christkönigssonntag? Ja, denn gerade in der Situation des größten Leidens - die Kräfte verlierend und gedemütigt - zeigt sich das wahre Königtum Jesu. Dieses Königtum ist nicht von dieser Welt, aber es ist doch in der Welt, so wie es das Wort zum zweiten Schächer - Amen, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein - zeigt. Diese Zusage ist der erste und der einzige Satz Jesu im heutigen Evangelium. Jesus wendet sich dem Verbrecher zu, so wie er sich so oft an Bittende gewandt hat. Heute eine letzte Bitte, die an ihn gerichtet wird. Und wieder erfüllt Jesus sie mit Übermaß – mehr als dieser Verbrecher es je erhoffen konnte. Jesus hat auch im Leiden nichts von seiner Güte verloren, welche er sein ganzes Leben gepredigt und vorgelebt hat. Der Christkönigssonntag als letzter Sonntag im Kirchenjahr, fasst mit dieser Zusage Jesu am Kreuz alle Evangelien des Jahres zusammen. Diese Zusage jedoch gilt nur dem zweiten Schächer, nicht dem ersten und nicht den anderen Menschen um ihn herum, auch diese Botschaft müssen wir hören. Ohne eine Hinwendung zu Ihm dem Messias gibt es diese Rettung nicht: Denn nur wer bittet, der empfängt, nur wer sucht, der findet und nur wer anklopft, dem wird auch geöffnet. Ja, es braucht dieses Wollen und Zutun von uns Menschen. Genau das, war auch immer der Weg, wie ihn der Mensch Jesus selbst gegangen ist und als Sohn Gottes wendet er sich dem Vater immer ganz zu und wirft all seine Hoffnung und Zuversicht auf ihn, denn so lautet der letzte Satz Jesu am Kreuz. Vater in deine Hände lege ich meinen Geist. Was aber wird mit den Menschen von denen ich am Beginn gesprochen habe, jene Menschen die noch nie etwas von Jesus Christus gehört haben? Wie sieht es mit denen aus – sind diese dann alle verloren? Ich denke nicht, denn das Konzil spricht von einem "Strahl jener Wahrheit, die alle Menschen erleuchtet". Diesen Strahl gilt es zu suchen. Wer diesen Strahl der Wahrheit in seinem Leben sucht, dem wird auch geschenkt, ihn zu finden.