Kreuz

 

 

 

 

7. Sonntag der Osterzeit

Lesejahr B

 

 

 

Evangelium: Johannes 17, 6a.11b-19

In jener Zeit erhob Jesus die Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.


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Gedanken zum Evangelium

Wir stehen kurz vor dem Pfingstfest. In den Tagen nach der Himmelfahrt des Herrn versammelten sich die Apostel und die Jünger im Abendmahlssaal. Sie warteten nun gemeinsam mit den Frauen und vor allem mit Maria, der Mutter des Herrn, auf das Kommen des von Christus verheißenen Heiligen Geistes. Dies war eine Zeit der gläubigen Einkehr und Zurückgezogenheit, des innigen Gebetes und der geschwisterlichen Liebe aller Gläubigen: Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet. Vielleicht kann das für uns wieder ein Anlass sein, wieder etwas mehr über den Wert und über die Notwendigkeit des Gebetes nachzudenken. Ist es wirklich notwendig, dass wir beten? Genügt es nicht, wenn wir einfach nur gute Menschen sind, die niemandem etwas zuleide tun? Nur zu oft höre ich das: wozu muss ich in die Kirche gehen um zu beten oder gar zu beichten? Ich habe doch nichts angestellt und ich hab auch niemand umgebracht.“ Etwas ganz anders würde das klingen, wenn jemand sagen würde: Ich brauche nicht mehr zu atmen oder zu essen und trinken, denn ich lebe sowieso. Genau da liegt aber, wie jeder einsieht, ein Widerspruch: Das irdische Leben wäre sofort zu Ende, wenn jemand diese lebenserhaltenden Dinge unterlassen würde. Aber wie sieht es mit unserem geistlichen Leben aus, mit unserer Verbundenheit mit Gott, mit dem göttlichen Leben, das wir seit der Taufe in uns tragen? Bedarf nicht auch dieses Leben der Erhaltung und Pflege? Genau das geschieht durch das Gebet. Das Gebet ist mindestens ebenso notwendig für uns wie das Atmen des Leibes und die tägliche Nahrung. Wer längere Zeit nicht betet, der riskiert, dass er geistig tot wird, dass sein Leben mit Gott verkümmert oder ganz aufhört und schließlich stirbt. Vielleicht mag es nützlich sein, einmal einige praktische Hinweise für das Beten zu hören. Es ist oft sehr hilfreich, wenn wir uns fest vornehmen, einen bestimmten Zeitpunkt des Tages für das Gebet freizuhalten. Auch wenn es nur einige Minuten sind (mehr erlauben berufliche oder familiäre Pflichten oft nicht). Diese kurze Zeit, die wir uns dann für Gott nehmen, wird auf jeden Fall ein Segen, ein geistlicher Gewinn - für das ewige Leben, aber auch schon in diesem Leben - sein! Jesus sagt ja, dass wir Christen zwar in der Welt leben müssen, aber nicht von der Welt sein dürfen. Und dieses Stehen mitten im Ozean des Weltmeeres gelingt uns nur dann, wenn wir einen Hafen haben, wo wir unsere Herzen verankern können: nämlich bei Gott. Dorthin ist uns Jesus Christus ja bei seiner Himmelfahrt vorausgegangen, um uns eine ewige Wohnung zu bereiten. Einmal sollen auch wir dort sein, wo er zur Rechten des Vaters im Himmel thront. Wenn wir aber nicht beten wollen, wird unser Leben fortgetragen werden von den Wellen der täglichen Sorgen und Probleme, von den irdischen Bedürfnissen und der kurzen Freuden des Augenblicks, die hinterher meist nur Enttäuschung und Bitterkeit bringen. Denn jede Freude, die nicht von Gott kommt, ist vergänglich und bringt letztlich mehr Leid als Trost. Jesus aber möchte, dass wir seine Freude in Fülle in uns haben. Wenn wir unser Herz Gott zuwenden und ihm unser ganzes Leben schenken, so nimmt er auch unser irdisches Glück hinein in seine ewige Liebe. Er läutert das Verlangen unseres Herzens und schenkt uns die Fülle der göttlichen Gaben. In jenem Geist, den der Herr vom Vater aus sendet, werden wir getröstet, er ist der Beistand für unser Leben. Beten wir doch oft und gern! Rufen wir auch ausdrücklich den Heiligen Geist an um seine siebenfachen Gaben: um den Geist der Weisheit und des Verstandes, den Geist des Rates und der Stärke, den Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit und um den Geist der Furcht des Herrn! Versuchen wir so wie die gläubigen Jünger im Abendmahlssaal zu beten: in der Lauterkeit des Herzens und in der Verbundenheit miteinander.

 

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