Fastenzeit

 

 

 

 

1. Sonntag der Fastenzeit

Lesejahr B

 

 

 

Evangelium: Markus 1, 12-15

In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm. Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!


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Gedanken zum Evangelium

Im „Vater unser“ beten wir zwar: „Führe uns nicht in Versuchung!“ Aber wie ist dieser Satz zu verstehen? Hat Gott überhaupt Interesse daran, uns zu versuchen? Nun, Versuchung hat leider sehr viele Gesichter! Berühmt geworden ist eine Geschichte, die wir alle kennen: Die „Paradiesgeschichte“ in der die Schlange, Eva dazu verführt die Frucht vom Baum zu essen, obwohl das Gott ausdrücklich verboten hat. Genau das, geschieht auch heute und an uns. Was bringt uns vom rechten Weg ab? Was führt uns in Versuchung? Nun, es sind vielerlei Einflüsse, die uns vom Guten ablenken. Das kann durch Menschen geschehen, die einen schlechten Einfluss auf uns haben, uns zu Taten überreden, die letztlich uns oder anderen schaden. Aber auch Erfahrungen und Gedanken können uns in diese Versuchung bringen. Lohnt es sich denn überhaupt, gegen Unrecht anzugehen? Das bringt ja doch nichts! Warum immer ich, Anderen könnten auch einmal etwas tun! Wieso soll ich Rücksicht nehmen, andere denken auch zuerst an sich ... Niemandem bleiben solche Versuchungen erspart mir nicht, Dir nicht, und auch Jesus nicht. Die Versuchungsgeschichte aus dem Evangelium geschah unmittelbar nach der Taufe. Jesus hatte sich in die Wüste zurückgezogen. So etwas haben die Propheten immer gemacht, wenn sie mit Gott allein sein wollten, denn dort, in der Einsamkeit der Wüste, konnten sie sich in Ruhe auf ihre Berufung vorbereiten. Und genau in dieser Situation taucht der Versucher auf, diesmal in der Gestalt des Satans. Wir können uns denken, dass er Jesus von seinem Weg abbringen wollte. Hat doch Jesus soeben in der Taufe den Geist Gottes erhalten und den Auftrag, als Erlöser den Menschen Gottes Liebe zu verkünden. Und Jesus wusste auch, was Gott da von ihm verlangte: Er sollte anderen Menschen dienen, ein Knecht sein und schließlich auch dafür den Tod in Kauf nehmen. Satan hat versucht, ihn von diesem beschwerlichen und mühsamen Weg abzubringen: Jesus könne doch stattdessen durch große Wunder auf sich aufmerksam machen und mit Macht und Herrlichkeit das messianische Reich errichten. Doch Jesus wehrt diese Verlockung ab. Sein Weg ist ein Weg des Dienens. So will es der Plan Gottes, und Jesus sagt sein JA dazu. Ob sich das wirklich so in der Wüste zugetragen hat, wissen wir nicht, und das ist auch gar nicht so entscheidend. Ich denke, diese Bilder wollen von der Erfahrung berichten, die die Menschen damals mit Jesus gemacht haben: Weil Jesus sich ganz auf die Seite Gottes stellt und sich ganz an ihn hielt, war er stärker als alles Böse auf der Welt. Durch seine Liebe und Nähe wurden Menschen heil und froh, entstand Freundschaft zwischen Tieren und Menschen und Gott, so wie einst im Paradies. Jesus wird auch der Neue Adam genannt: Mit ihm ist die Zeit des Paradieses wieder gekommen. Aber dieses Paradies ist nicht so leicht zu haben. Es verlangt von uns die Bereitschaft, nicht zuerst an sich selbst zu denken, sondern an die anderen; bereit sein zu dienen, zu lieben und zu vergeben. Kein leichter Weg, der zu Gott führt, denn wir wählen nur allzu gern den bequemeren Weg! Diese Versuchung bleibt für jeden von uns bestehen und wir können auch einmal ganz tief fallen, aber niemals tiefer als in die Hände Gottes. Und das ist die frohe Botschaft Jesu: Jeder von uns hat in der Taufe den Geist Gottes empfangen. Er verlässt uns nicht, auch nicht in der Versuchung. Da ist er die Kraft, die uns stärkt, „Nein!“ zu sagen. Wir müssen es nur wollen! Der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat Gott auch erst in einer Gefängniszelle erfahren. In seiner Not und Bedrängnis schrieb er vor seiner Hinrichtung: " Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag." Lassen wir uns jetzt in der österlichen Bußzeit - wie Jesus - vom Geist Gottes treiben. Dann wird die Wüste unseres Lebens auch für uns zu einem Ort der Gotteserfahrung.

 

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