In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte das ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Wollt auch ihr weggehen? Mit diesen Worten wendet sich Jesus heute an seine Apostel aber auch an uns. Viele Menschen, die Jesus nachgefolgt waren, haben sich von ihm zurückzogen und wollen nicht mehr mit ihm gehen. Auslöser für diese ihre Ablehnung, oder der Stein des Anstoßes war sicherlich die Rede Jesu über das Brot des Lebens, das er ihnen zu essen geben wollte. Jesus hatte gesagt, er werde ihnen sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken geben, aber genau diese Worte empfanden viele als zu hart, und sie trennten sich von ihm. In dieser Situation wendet sich unser Herr also an die Zwölf, an jene besondere Gruppe von Jüngern, die ihn besser kennen als alle anderen. Er will ihnen diese Entscheidung nicht ersparen. Sie sollten nicht einfach nur bleiben, um ihm einen besonderen Gefallen zu tun, sondern sie sollen wirklich aus tiefer Überzeugung bei ihm sein. Die Jünger haben jetzt, wie die vielen anderen auch, die Freiheit zu gehen. Auf diese besondere Frage Jesu wird Ihnen aber die besondere Wichtigkeit einer Entscheidung bewusst und Petrus antwortet im Namen aller übrigen: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ Treffen uns solche Worte nicht auch? Gelten sie vielleicht heute für uns? Müssen nicht auch wir uns Tag für Tag fragen lassen, ob wir Jesus noch nachfolgen wollen und ob wir weiterhin zu seiner Kirche gehören wollen? Im Grunde ist das so. Zwar wird uns nicht jeden Tag die ganze Härte einer solchen Entscheidung bewusst; vieles geschieht doch einfach nur, weil wir es uns in vertrauten Bahnen schon ganz gut eingerichtet haben, vieles also aus Gewohnheit. Da denken wir nicht weiter darüber nach. Aber irgendwann und zu bestimmten Zeiten muss sich wohl jeder Mensch die Frage stellen, welchen Weg er wählt: ob er dem Wort Gottes glaubt, wie es uns immer wieder neu verkündet wird, oder ob er andere Sicherheiten sucht. Ich hoffe nur, dass auch wir dann mit Überzeugung sagen können: „Herr, zu wem außer dir sollten wir gehen? Denn nur du allein hast Worte des Lebens!“ Überzeugung und Treue sind also auch von uns gefragt. Auf die Treue kommt es letztlich an! Wer verheiratet ist oder Gott gegenüber das Versprechen abgelegt hat, ihm im Priester- oder Ordensstand zu dienen, der weiß, dass sich Treue täglich neu bewähren muss, und es ist wirklich nicht immer leicht, das einmal gegebene Ja aus ganzem Herzen auch aufrecht zu erhalten und zu leben. Und doch spüren und wissen wir: Wenn wir uns ehrlich bemühen, dann ist uns Gottes Hilfe nahe und dann erfahren wir das wahre Glück, das Gott den Treuen schenkt. Nur so werden wir die Erfüllung finden können. Bei der Glaubensentscheidung ist es ähnlich. Wenn wir in Bedrängnis kommen und unsicher werden, dann heißt es, die Hilfe Gottes anzurufen im Gebet und darauf zu vertrauen, dass wir gestärkt werden. Gottes Gnade wird uns nicht verlassen. Ich hoffe, dass wir das immer wieder als unser Glück erfahren dürfen. Wenn wir ausharren können in Treue, so ist das zuerst immer ein Geschenk der Liebe Gottes. Seien wir also dankbar für unsere Berufung im Glauben und versuchen wir gemäß dem Willen Gottes zu leben. Dann wird auch unserer Kirche immer wieder neu die innere Frische des Glaubens aus Überzeugung geschenkt werden können. Beten wir zu Gott auf die Fürsprache der Jungfrau und Gottesmutter Maria, dass wir immer seine Hilfe erfahren dürfen, auch in den vielen Schwierigkeiten unserer Tage. Bitten wir auch um eine mutige Entscheidung vieler Menschen, bei Jesus zu bleiben, damit der Glaube lebendig und die Kirche fest in den Herzen der Menschen unseres Volkes verankert bleibt! Amen.