Predigt

 

 

 

 

9. Sonntag im Jahreskreis

Lesejahr B

 

 

 

Evangelium: Markus 2, 23 - 3, 6

An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten - wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat. Als er ein andermal in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Und sie gaben acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund. Da gingen die Pharisäer hinaus uns fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.

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Gedanken zum Evangelium

Heute geht es bei allen drei Lesungen um die Sonntagsruhe, bzw. um die „Sonntagspflicht“.
Was für die Juden der Sabbat war und ist, das ist für uns Christen der Sonntag. Wir Christen betonen aber, der Sonntag ist nicht der siebente Tag, sondern der Sonntag ist der erste Tag der Woche!  Denn wir hören es ja aus der Heiligen Schrift: „Jesus ist am ersten Tag der Woche von den Toten auferstanden.“
Und aus dem Alten Testament kennen wir das dritte der Zehn Gebote: „Du sollst den Tag des Herrn heiligen.“ - Was immer dieses „Heiligen“ bedeuten mag, oder was zum „Heiligen“ dazugehört, diese Gebot sollte auch für uns Christen heute noch verpflichtend sein. So gilt für alle der Zehn Gebote, was Jesus in der Bergpredigt gesagt hat: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
Jesus erfüllt den Sabbat, den „Tag des Herrn“ mit einen neuen Sinn, denn der Tag des Herrn wird zum Fest der Auferstehung, der Erlösung und ein Fest für den Sieg über den Tod durch Jesus Christus.
Das feiern wir am Sonntag! - Ich denke aber, wir sollten jetzt nicht nur über Tod und Auferstehung reden und an unser Sterben und an unseren Heimgang zu Gott denken.  
Für uns sollte es jetzt einmal gelten das irdische Leben zu bestehen; und wir sollten erkennen, dass der Sonntag nicht nur Gottesdienst bedeutet, sondern auch Dienst an den Menschen. Das Evangelium berichtet uns doch von zahlreichen Zwischenfällen, bei denen Jesus beschuldigt wird, das Sabbatgebot zu verletzen. Jesus aber verstößt nie gegen die Heiligkeit dieses Tages. Er betont nur mit Autorität den wahren Sinn: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“
Der Sonntag heiligt das Leben des Menschen und kommt seiner Würde entgegen, er ist Ausdruck seiner Freiheit. Wo der Mensch den Sonntag feiert,
dort hat sein Leben Würde, dort wird er frei sein und nicht mehr nur Sklave.
Der Sabbat damals sollte die Menschen an eine böse Sklavenzeit erinnern. Und heute? - Welche Mächte sind es heute, die die Sonntagsruhe bedrohen, die im Begriff sind, die Menschheit wieder zu versklaven?
Ich muss ihnen ehrlich sagen, ich liebe den Sonntag und die schulfreien Tage, die Sonntagsruhe in der Gemeinde! Denn auch ein Dorf muss wieder atmen,  was auch für jeden einzelnen Menschen gilt.
Ein Tag mit weniger Autoverkehr, mit frischer Luft und weniger Lärm ist für jeden eine Wohltat und hebt für jeden die Lebensqualität.
Und ich glaube, mit diesem Begriff „Lebensqualität“ könnten wir für den Sonntag sehr wohl und gut als Christen „werben“:
Es geht um deine Lebensqualität! - Es geht nicht nur um die Verehrung Gottes,  es geht um dein Leben, um die Würde deines Lebens, um die Ausrichtung, ja den Sinn deines Lebens! Der Mensch ist ja nicht nur für die Arbeit bestimmt, ist nicht nur ein Objekt der Wirtschaft, sondern er ist eine Person vor Gott.
Natürlich gibt es Berufstätige, die auch am Sonntag arbeiten müssen, wie zum Beispiel im Dienst an den Kranken, im Gastgewerbe, im Verkehrswesen, in der Landwirtschaft, verschiedene Notdienste, usw.
Aber, mit etwas Hausverstand lässt sich unterscheiden, was notwendig ist und was nicht, was der Sonntagsruhe dient oder den Sonntag zerstört, was der Würde des Menschen entspricht oder ihn zur Maschine degradiert.
Der „Tag des Herrn“ ist Ruhetag und Tag der Freiheit! Tag der Freude, Tag der Erlösung, Tag des Gottesdienstes und Tag der Menschenwürde!
Wir müssen froh sein, dass viele Christen Woche für Woche immer noch ihre „Sonntagspflicht“ erfüllen. - Aber noch größer ist die Freude, dass wir nicht nur Pflicht erfüllen, sondern dass wir gerne da sind, um Gottesdienst zu feiern. Denn beim Gottesdienst erkennen wir, was die Würde des Menschen bedeutet:
erlöst sein und für die Ewigkeit bestimmt.

 

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