Jesus

 

 

 

 

12. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr B

 

 

 

Evangelium: Markus 4, 35-41

An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?


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Gedanken zum Evangelium

Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr denn noch keinen Glauben? Liebe Schwestern und Brüder, ich denke, es wird wohl kaum einen Menschen geben, der nicht irgendwann eine Situation erleben musste, in der ihm große Angst überfiel, in der ihm das Wasser bis zum Hals stand und in der ihn die Stürme des Lebens zu vernichten drohten. Es wird wohl auch kaum einen Menschen geben, der in so schweren Situationen des Lebens nicht die Erfahrung gemacht hat: Gott schläft, er kümmert sich nicht um mich, er hat mich vergessen. Vor Jahren hat das Fernsehen einen Film ausgestrahlt unter dem Titel: "Hat Gott versagt?" Dieser Film berichtete über eine junge Frau aus Oberösterreich, die nach einer schweren Glaubenskrise - ausgelöst durch tragische Ereignisse - wieder zum Glauben gefunden hat. Was war geschehen? In einer Gemeinde im Hausruckviertel starb ein junger Bauer mitten im Sommer beim Einbringen des Getreides plötzlich an Herzversagen. Er hinterließ seine Frau, fünf unmündige Kinder und seine alten Eltern. Damals wurden die Verstorbenen noch daheim aufgebahrt. Abends kamen die Leute im Trauerhaus zur Totenwache zusammen. Während des gemeinsamen Rosenkranzgebetes zog ein Gewitter auf. Ein Blitz schlug ein und setzte das Bauernhaus, in dem der Verstorbene aufgebahrt war, in Brand. Trotz des Einsatzes der sofort herbeigeeilten Feuerwehr äscherte das Feuer das Wirtschaftsgebäude bis auf die Grundmauern ein. Schweine, Geflügel und Kleintiere sowie die gesamten Heuvorräte und das eben eingebrachte Getreide fielen den Flammen zum Opfer. Die junge Bäuerin erlitt einen schweren Schock und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nur unter Zusammennehmen ihrer letzten Kräfte konnte sie wenige Tage später am Begräbnis ihres Mannes teilnehmen. Sie war dem Verzweifeln nahe. Nur die Liebe und die Verantwortung für die Kinder haben sie von der Flucht aus dem Leben abgehalten, sagte sie später. Zusammen mit ihren Nerven brach auch ihr Gottvertrauen zusammen. Sie konnte nicht mehr an den liebenden Gott glauben und nicht mehr an einen Schutzengel. Auch die Menschen in der ganzen Umgebung waren vom Unglück, das über diese Familie hereingebrochen war, zutiefst erschüttert. Tagelang gab es in diesem Ort kein anderes Gesprächsthema. Viele fragten - so wie diese junge Witwe: "Hat Gott versagt?" Im diesem Film erzählte sie, dass sie zwar auch nach dem Unglück regelmäßig am Sonntag in die Kirche gegangen sei, aber nicht um zu beten, sondern nur, um unter die Leute zu kommen. Sie hat einen langen Karfreitag, einen langen Leidensweg durchgemacht. Wie Christus am Kreuz schrie es auch in ihrer Seele: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Die Leute im Ort aber waren sehr hilfsbereit. Und sie zeigten gerade da wieder einmal, wie sehr sie zusammenhielten, wenn jemand in Not war. Diese Unglücksfamilie erhielt beim Wiederaufbau ihres Hauses beispielhafte Unterstützung von Nachbarn und vielen freiwilligen Helfern aus der ganzen Umgebung. Gerade diese Erfahrung, in der Not nicht von den Menschen verlassen zu sein, hat entscheidend dazu beigetragen, dass diese junge verwitwete Frau wieder zur Überzeugung finden konnte: Gott schläft ja doch nicht, er sorgt auch in schweren Zeit für uns. Ja, unser Vertrauen auf Gott wird manchmal ganz schön geprüft und auf die Probe gestellt. Im heutigen Evangelium fragt uns Jesus: "Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr denn noch keinen Glauben?" "Habt ihr denn noch kein Vertrauen?!" Jesus kann und will uns zu diesem Vertrauen führen. Vertrau auf Jesus und lass dich vertrauensvoll in Gottes Hände fallen, und du wirst gegen allen Anschein erleben, dass du nicht ins Bodenlose fällst, sondern dass du vom liebenden Gott aufgefangen und gehalten bist. Gott schläft nie, er ist immer für uns da!

 

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