6. Sonntag der Osterzeit
Lesejahr A
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Macht Liebe blind? Oder - sehe ich als liebender Mensch anders, als die, die nicht lieben? Gerade jetzt in der österlichen Zeit, wo wir immer wieder hören, dass Jesus nach seinem Leiden von den Toten auferweckt wurde und den Jüngern immer wieder leibhaftig begegnete, ist das Suchen nach Spuren der Liebe Gottes zu uns Menschen und nach unseren Spuren zu Gott hin ganz wichtig. Welche Erleichterung könnte das für unseren Glauben sein, wenn Jesus auch uns so leibhaftig begegnen könnte, wie er es damals in Jerusalem zu Ostern bei den Jüngern tat. Vielleicht gäbe es dann keine Zweifel mehr und vielleicht wäre dann alles sonnenklar. Im heutigen Evangelium hat uns Jesus genau für diesen Wunsch die beste Nachricht hinterlassen: "... die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet". Vielleicht kann es uns ja mit Jesus so ähnlich wie mit einem Bild gehen. Vielleicht scheint dann auch sein Bild durch das Bild des alltäglichen Lebens durch, wenn wir nur versuchen ein wenig mit dem Herzen zu schauen. Eine Hilfe dafür hat uns Jesus zugesagt - Den Hl. Geist, der in uns sein möchte, kann uns zeigen, wie wir Christus erkennen können. Welchen Weg zeigt uns nun der Hl Geist? - "Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten". Auf dem empfohlenen Weg bleibt, wer sich seine Gebote nicht selber macht, so nach dem Motto: "Gut ist, was mich im Leben nach vorne bringt. Gut ist, was mir selber Vorteile verschafft, oder, jeder muss schließlich schauen, wie er zu etwas kommt." Auf dem richtigen Weg bleibt nur, wer Jesu Gebote achtet und damit ist vor allem das Hauptgebot, das Gebot der Liebe, gemeint. Jesus sagt: Dein Leben wird gelingen, wenn du in Gemeinschaft lebst, wenn du die Gemeinschaft mit Gott pflegst, wenn du die Gemeinschaft mit deinen Mitmenschen pflegst und wenn du dich selbst darüber nicht vergisst. Das also heißt: Gott bittet um unsere Liebe, die Mitmenschen bitten um Liebe. Und letztlich bittest auch du um diese Liebe. Gott braucht Liebe, der Nächste braucht Liebe, und ganz besonders du brauchst Liebe. Wenn es uns gelingt, das zu beherzigen und in die Tat umzusetzen, meine lieben Freunde, dann sind wir mit dem Herzen Sehende. Dann werden wir mehr sehen können, als nur die vordergründigen Dinge des Lebens. Dann werden wir auch die Spur von Gott zu uns und unsere Spur zu Gott viel deutlicher sehen können. Wenn das auch nur ein wenig geschieht, wird unser Leben ein Stück mehr zu Ostern, dann ereignet sich auch eine kleine Auferstehung in unserem Leben, dann werden unsere Beziehungen gelingen und uns auch glücklich machen. Liebe kann also tatsächlich irgendwie blind machen, indem sie unsere Aufmerksamkeit auf das lenkt, was wichtiger ist als viele andere Dinge darum herum. Wenn wir das so verstehen, dann darf uns Liebe auch ruhig blind machen, weil wir das, was wir dann nicht mehr sehen, auch überhaupt nicht brauchen. Und so wünsche ich uns allen, dass wir immer mehr zu Menschen werden, die mit dem Herzen sehen lernen