In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie. Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.
Kalziumkarbonat. So einfach und begeisterungslos klingt die Bezeichnung des Stoffes, der – wenn er in die richtige Form gebracht wird - Menschen um den Verstand bringen kann. Die Rede ist hier – genauso wie im heutigen Evangelium - von einer Perle. Heute erzählt uns Jesus ein doppeltes Gleichnis, zwei Geschichten, die ganz ähnlich gestaltet sind. Die erste, eine Schatzgeschichte, die so oder so ähnlich zu allen Zeiten immer wieder erzählt worden ist. Für diese Geschichte mit der Perle finden wir im biblischen Umfeld praktisch keine Parallele, dafür aber in der jüngsten Vergangenheit. Es ist noch nicht einmal so lange her, da besaß einmal ein Mann in New York ein Haus in allerbester Geschäftslage, in der 5th Avenue, Nummer 653, ein sechsstöckiges Gebäude im Neo-Renaissance-Stil. Dieses Haus tauschte es gegen ein Perlenkollier, das er für viel wertvoller erkannte. Dieser Mann hieß Cartier, der Tausch wurde legendär, und sein Name steht bis heute wie kaum ein anderer als Garant für wertvolle Edelsteine. Was bewegt einen Menschen, für eine besonders wertvolle Perle (oder ein Perlenkollier) so viel herzugeben? Diese Geschichte über Cartier klingt ja schon fast unglaublich, aber sie wird vom heutigen Evangelium noch bei weitem in den Schatten gestellt: Alles - für eine besonders wertvolle Perle hergeben? Sein Eigentum so aufs Spiel zu setzen, ist das nicht leichtsinnig? Na ja! Leichtsinnig ist das nur, wenn man wertvolle Perlen nicht von Fälschungen unterscheiden kann und sich so täuschen lässt. Um das ein wenig zu verstehen, müssen wir uns in der alttestamentlichen Lesung das Beispiel Salomons anschauen. Hier fordert Gott ihn auf, eine Bitte auszusprechen, die gewährt werden soll. Das klingt zwar so märchenhaft wie die plötzlich erscheinende Fee oder der Geist aus der Flasche. Aber Gott will nicht nur irgendeinen beliebigen Wunsch erfüllen, sondern er prüft Salomon auf seine Vernunft. Und - Salomon besteht diese Prüfung, denn er wünscht sich nicht Gesundheit oder ein langes Leben, und auch keinen Reichtum. Er will nur ein hörendes Herz und Einsicht in Gut und Böse, um gerecht und barmherzig regieren zu können. Weil Salomon richtig gewählt hat, erhält er von Gott diese wertvolle Perle geschenkt. Weil er um Weisheit bat, musste er aber alle weiteren Wünsche sein lassen. Unser Leben ist da oft ganz genauso: Um das wirklich Wertvolle zu bekommen, müssen wir alles andere sein lassen. Das gilt bei der Wahl des Ehepartners genauso wie bei der Entscheidung, Kinder haben zu wollen. Das gilt bei der Wahl des Berufes wie für das Erkennen und Wählen der eigenen christlichen Berufung. Das betrifft auch meine Vorsätze für die nächsten Tage oder für die nächsten 10 Jahre. Eine ist sicher, es lohnt sich wirklich, immer wieder neu anzufangen und sich immer wieder ehrlich zu fragen: Für welche Perle würde ich alles andere aufgeben und sein lassen?