Jesus

 

 

 

 

10. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr A

 

 

 

Evangelium: Matthäus 9, 9-13

In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.


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Gedanken zum Evangelium

Folge mir nach! Eine Berufungsgeschichte, ganz einfach und kurz, die uns das heutige Evangelium berichtet. Nur ein einziger Satz reicht hier aus. Jesus sieht da einen Mann namens Matthäus an der Zollstelle sitzen und sagt ganz einfach nur; „Folge mir nach!“ zu ihm. Und dieser Matthäus steht auf und geht mit ihm. Wieso oder warum, das wird uns nicht gesagt. Aber es fällt auf, dass Jesus einen einzelnen Menschen sieht, obwohl die Menschen Jesus in Massen zuströmten. Es ist die Zeit nach der Bergpredigt, als die Leute nur so staunten und sagten: Was ist das für ein Mann! Der redet nicht wie die Pharisäer und wie die Schriftgelehrten, sondern er redet mit Vollmacht. Kurz davor hat Jesus einen Gelähmten geheilt und einen Aussätzigen gesund gemacht und die Leute strömten ihm nur so zu, weil sie es einfach spürten: Hier ist einer, der redet und handelt in göttlicher Vollmacht. Aber trotz dieser Menschenmengen die Jesus umlagerten, sieht Jesus diesen einen Mann. Meine Sorge, die mir bei Betrachtung dieser Bibelstelle in den Sinn kommt ist, dass wir heute zu sehr auf die Masse schauen. Natürlich ist es schön, wenn jeden Sonntag die Kirchen voll sind. Aber wir dürfen über der Menge den Einzelnen nicht aus dem Blick verlieren. Bei Jesus ist es immer der Einzelne, den Jesus im Blick hat und den er anspricht. Wenn aber wir als Kirche den Einzelnen nicht mehr im Blick haben, wird eine Berufung dadurch schwer sein oder unter Umständen gar nicht möglich sein. Nicht die Menge macht es, sondern dass Jesus in all der Menschenmenge immer den Einzelnen sieht. Auch jetzt, durch diese Predigt hindurch will Jesus nicht die nur die Menge ansprechen, sondern das Herz des Einzelnen erreichen. Das ist das Geheimnis Jesu. Und das ist das Geheimnis von Berufung. Wie dann Berufung konkret geschieht, ob durch eine Predigt, einen Bibelvers oder ganz anders, das kann und wird immer sehr unterschiedlich sein. Folge mir nach! Jesus sagt nicht: "Du sollst Evangelist werden!" Schön, Matthäus hat später der Überlieferung nach das Matthäusevangelium geschrieben. Aber auch heute heißt die erste Berufung für einen Menschen nicht: Geh ins Kloster, oder: Werde Priester! Die Berufung heißt: "Folge mir nach!" Das Erste ist also immer eine persönliche Bindung eines Menschen an Jesus Christus. So bedeutet diese Einladung für Matthäus: Geh mit mir. Du sollst miterleben, wie mein Verhältnis zum Vater ist, wenn ich bete. Du sollst meine Freude kennen lernen, meine Heimatlosigkeit, aber auch meinen Schmerz. Du sollst miterleben, wie ich mit den Menschen umgehe. Und irgendwann wirst du dann die Kraft erhalten, genauso zu leben wie ich: Du wirst lieben können wie ich; du wirst leiden können wie ich; du wirst dich freuen können wie ich und auch du wirst so ein persönliches Verhältnis zum Vater haben wie ich. "Komm, folge mir nach!" Vielleicht war es für Matthäus damals viel einfacher als es heute ist, aber auch für uns ist das ganz wichtig, dass wir lernen, wie Jesus denkt, wie er lebte, was er fühlte, was ihm Freude bereitete, worüber er sich ärgerte und wie er auch heute noch um jeden Menschen ringt. Das alles können wir in den Evangelien nachlesen. Wo also Menschen anfangen, das ernst zu nehmen, wo in Menschen die Sehnsucht wächst: Ich möchte so leben wie er, da geschieht Berufung. Erst ein zweiter Schritt ist es, ob man berufen wird zum Priester, zum Diakon, zum Ordensmann, zum Pastoralreferenten, oder zum Familienvater, zum Ehemann, zur Verkäuferin oder was auch immer. Das ist die zweite Stufe der Berufung. Die grundlegende, erste Stufe aber wird immer lauten: Ich möchte Jesus nachfolgen, und ich möchte leben können wie er.

 

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