Predigt

 

 

 

 

2. Sonntag im Jahreskreis

Lesejahr A

 

 

 

Evangelium: Johannes 1, 29-34

In jener Zeit sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekannt zu machen.Und Johannes bezeugte: Ich sah. dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen. und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.


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Gedanken zum Evangelium

Am Ende jedes Schulhalbjahres erhalten Schulkinder ihre Semesterzeugnisse, in denen ihr Lernerfolg zur Mitte des Schuljahres aufgezeigt wird. Die Kinder werden von den Lehrer nach ihren Leistungen benotet und es gibt dann gute und leider oft auch schlechte Noten. Die Lehrer versuchen, die Kinder möglichst gerecht zu beurteilen, denn sie legen Zeugnis davon ab, wie gut das Kind die schulischen Leistungen bewältigt hat. Sie werden jetzt fragen – was soll das für uns und heute bedeuten? - Nun - In den Evangelien vom Fest der Taufe des Herrn sowie vom heutigen Sonntag wird auch Zeugnis abgelegt. Beim Evangelium über die Taufe Jesu sprach Gott Vater über den Sohn: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Gott Vater bezeugt seinen Sohn. Und im heutigen Evangelium begegnet uns wieder einmal Johannes der Täufer diesmal am Jordan und wir hören von ihm das Zeugnis: „Er – Jesus, ist der Sohn Gottes!“ In beiden Evangelien wird also Zeugnis abgelegt. So wie der Lehrer Zeugnis ablegt über einen Schüler, so legt Johannes Zeugnis ab von Jesus und so legt Gott Vater Zeugnis ab von seinem Sohn. Ein großer Unterschied liegt hier aber in der Fragestellung. Die Lehrer stellen sich die Frage: Wie gut war dieses Kind im letzten Halbjahr? Die Frage des Johannes aber lautet ganz anders: Wer ist er? Wer bist du? - Er ist der Sohn Gottes. Und – wie ist das bei uns, wenn wir über einen Menschen sprechen? Wir beurteilen allzu oft nur nach den Fragen: Wie? Wie verhält der sich? Wie intelligent ist dieser Mensch? Wie benimmt er sich? Sollten wir uns nicht zuerst die Frage stellen: Wer ist dieser Mensch? Ja - denn dann müssten wir uns immer die selbe Antwort geben: Mein Gegenüber ist ein Geschöpf Gottes und jeder Mensch ist von Gott geliebt. Darum sind auch wir aufgerufen, unseren Nächsten zu lieben und ihn anzunehmen so wie er ist. Zuerst müssen wir unsere Mitmenschen einmal aus ganzem Herzen lieben und wenn ich meinen Nächsten liebe, wird dieser auch Vertrauen zu mir haben und einen Rat von mir eher annehmen. Wenn ich einen Freund Hilfe anbiete, dann wird das immer leichter sein. Ein zweites betrifft das Bezeugen. Was ist ein Zeuge? Wir kennen Zeugen vor Gericht. Zeugen sagen aus, damit der Richter die Wahrheit erfährt und besser ein gerechtes Urteil fällen kann. Zeuge kommt aus dem Griechischen: martyreo. Von diesem Wort kommt unser Wort Martyrium. Wer also das Martyrium erleidet, ist Zeuge. Viele christliche Märtyrer legten mit ihrem Blut von Jesus Zeugnis ab. Von den ersten Christenverfolgungen bis jetzt hat es zigtausend Märtyrer gegeben. Wir brauchen nur in so manche Länder schauen, wo die Christen auch in der heutigen Zeit noch immer benachteiligt, unterdrückt und teilweise auch grausam verfolgt werden. Und, wie sieht es in unseren europäischen Ländern aus? Wo sind hier noch mutige Zeuge? Vielleicht stellt sich jetzt bei Ihnen die Frage: Wie kann ich Zeuge sein? Was kann ich tun, um Zeugnis abzulegen für Christus? Es gibt viele Möglichkeiten, um für Jesus Zeugnis abzulegen: Der erste Punkt besteht in einem vorbildlichen Leben. Und in der tätigen Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen bezeugen wir die Liebe Gottes zu uns Menschen. Der 2. Punkt, wodurch Sie alle gerade Zeugnis ablegen, ist die Sonntagsmesse. Mit ihrer Anwesenheit sind sie Zeuge für die Wichtigkeit des heiligen Messopfers. Sie legen Zeugnis ab für das 3. Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen! Ja und drittens: das Gebet. Damit meine ich besonders das Gebet in der Öffentlichkeit, bei Wallfahrten, Prozessionen, Maiandachten, Adventandachten, beim Rosenkranz, beim Kreuzweg und auch zu Hause, beim Familiengebet. Oder auch wenn sie den Mut haben, im Gasthaus vor dem Essen ein Kreuzzeichen zu machen und still ein Tischgebet zu sprechen. Früher war das ganz selbstverständlich, dass bei einer kirchlichen Feier, wie bei einer Taufe oder bei einer Hochzeit der Priester im Gasthaus gebeten wurde, ein Tischgebet zu sprechen. Heute denken viele gar nicht mehr daran und sie stürzen sich oft wie Tiere über das aufgetischte Essen. Leider haben zu viele schon verlernt, ihrem Schöpfer Dank zu sagen und damit Zeugnis abzulegen, dass es Gott den Allmächtigen gibt. Wenn wir also wieder lernen, in unserem Alltag mutig Zeugnis abzulegen, dann tun wir das, was Johannes der Täufer getan hat: Zeuge für Christus sein und auf Jesus hinweisen. Johannes wies ganz deutlich auf den Sohn Gottes hin: "Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt!" Ein bekannter Maler hat diese Szene auf einem Bild sehr gut dargestellt: Johannes zeigt mit ausgestrecktem Finger auf Christus hin. IHM müsst ihr folgen. Er wird euch mit Heiligem Geist taufen. So bezeugt und verkündet Johannes den Messias. So wollen und so können auch wir mutige Zeugen für Christus sein.

 

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