In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen, und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen. Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden, und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr das alles seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Alle Jahre wieder...! Ja, jetzt beginnt sie wieder, die Adventzeit und Weihnachten ist nicht mehr weit. Können wir uns noch darauf freuen oder haben wir dabei irgendwie ein ungutes Gefühl? Nun, wenn es eine geprägte Zeit gibt, dann ist das für mich die Adventszeit. Sie ist vor allem von einem geprägt: Wunsch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander - alle Jahre wieder, trotz aller Vorsätze. Für viele steht Besinnung an – für manche sogar bis zur Besinnungslosigkeit. Eine Weihnachtsfeier löst die andere ab und die Zahl der zu besorgenden Geschenke nimmt von Jahr zu Jahr zu. Die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest schlagen sich schon in Noch-zu-Tun-Listen in der Arbeit und zu Hause nieder. Und all dem steht das hohe Ideal einer ruhigen und beschaulichen Vorweihnachtszeit entgegen - wie ein Stachel im Fleisch, der uns sagt, dass es ja doch um etwas anderes geht. Nur gut, dass sich auch die Liturgie der Kirche diesem Treiben entgegensetzt. So ist das heutige Evangelium auch so ein Stachel im Fleisch und es liegt uns als schwere Kost im Magen. Anstatt uns schon einmal einzustimmen in das Bild vom Holden Knaben mit lockigem Haar, ist von einer hereinbrechenden Flut die Rede, die alles wegrafft. Statt schon einmal Süßer die Glocken anklingen zu lassen, ertönt der Posaunenschall der Engel, die die Welt in ihren Grundfesten erschüttern lassen. Die Liturgie der Kirche als Spielverderber? Nein, auf keinen Fall, denn das Evangelium des heutigen Tages kann und soll eine Anleitung dafür sein, dieses Spiel unseres Lebens richtig zu spielen. Was ist das echte Ziel - worauf kommt wirklich an? Die Antwort ist sehr einfach: wir setzen uns das Ziel nicht selbst, es ist uns vorgegeben! Es ist nicht irgendein Ziel, sondern der Herr selber - der Menschensohn - ist es, der kommt. Die düsteren Bilder dürfen uns den Blick nicht vernebeln, denn uns erwartet kein Unheil, sondern Heil. Allerdings nicht zum Nulltarif ... Der Preis dafür ist die Wachsamkeit: Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag der Herr kommt. Da ist aber nicht die Rede von einer Wachsamkeit in besonderen Stunden des Gebets oder der Meditation, sondern wir sollen wachsam sein in unserem alltäglichen Geschäft, in der Familie, in der Arbeit, in einer Gemeinschaft, auf dem Feld, eben dort wo wir gerade stehen. Wir werden aufgerufen zur Aufmerksamkeit bei dem, was uns tagtäglich beschäftigt. Denn gerade hierher will der Herr kommen, gerade hier können wir ihm begegnen – aber auch: gerade hier besteht die Gefahr, ihn zu verpassen und von ihm nicht mitgenommen zu werden. Wir tun uns sicher schwer mit den Texten und Bildern des heutigen Evangeliums, in denen das Ende der Welt beschrieben wird. Sicher rechnen heute auch nur sehr wenige Menschen mit einer baldigen Wiederkunft des Herrn auf den Wolken des Himmels. Aber wir dürfen und sollten diese Aussagen des Evangeliums nicht einfach nur zur Seite legen. Solche Aussagen führen uns erst zu der entscheidenden Frage unseres Glaubens: Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben? Ist Er das Ziel, auf das ich zugehe? Ist Er das Heil unserer Welt, das ich von ihm erwarte? Mitgenommen, zurückgelassen oder, wie es in einem alten Weihnachtslied heißt: Heimzuführen, was sich verirrt? So ist die Botschaft des Evangeliums eindeutig: Haltet auch ihr euch bereit.