Fastenzeit

 

 

 

 

Aschermittwoch

Lesejahr A

 

 

 

Evangelium: Matthäus 6, 1-6.16-18

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.


Zum Anfang Pfeil links | Startseite Pfeil links

Gedanken zum Evangelium

Tu Gutes und rede darüber. Diesem Motto begegnet man zunehmend in unterschiedlichen Bereichen: Firmen brauchen Öffentlichkeit, um ihr soziales Engagement auch für ihre Bekanntheit fruchtbar machen zu können. Wenn Sportler, Schauspieler und Politiker eine Patenschaft für ein Kind in den Entwicklungsländern übernehmen, warum dann nicht auch, um für das Projekt weitere Interessenten anzulocken? Gute Beispiele ziehen Nachahmer an und dürfen durchaus einen Platz im öffentlichen Bewusstsein beanspruchen. Tu Gutes und rede darüber. Auch der Aschermittwoch hat viel mit Öffentlichkeit zu tun: Es gibt keine Bälle mehr - oder fast keine, im Radio spricht man von Katerstimmung, die Politiker nützen diesen Tag, um in feierlichen Reden – mehr oder weniger glaubwürdig – den rechten Weg zu verkünden. Und ich habe einige Bekannte, die mir mit trauriger Miene erzählen, dass jetzt die harte Zeit kommt, weil sie kein Bier und keinen Schnaps mehr trinken dürfen. Tu Gutes und rede darüber? Die Schrifttexte des heutigen Tages sprechen eine andere Sprache. Jesus mahnt wohl dazu, Gutes zu tun, es aber für sich zu behalten: kein langes Gesicht wegen des Fastens zu machen, Spenden nicht öffentlich an die große Glocke zu hängen und zum Beten in die Kammer zu gehen. Freilich bestärkt es den einzelnen, wenn viele zusammen fasten, wenn sich eine Gemeinde zum Gebet versammelt und wenn eine öffentliche Spende zur Nachahmung einlädt. Das Problem beginnt aber dort, wo die Öffentlichkeitswirkung in den Vordergrund tritt. Wenn ich nur spende, um für die Steuererklärung etwas vorweisen zu können, wenn ich nur faste, damit ich wieder attraktiver aussehe, dann geht das am Sinn der guten Werke vorbei. Gott sieht das Verborgene! Im Inneren soll sich eine Änderung vollziehen. Mit dieser Forderung steht Jesus in einer langen Tradition. Die Propheten des Alten Bundes weisen die Menschen wiederholt darauf hin, dass Gottesdienste und gute Werke sinnlos sind, solange das Herz davon unberührt bleibt und sich z. B. Lüge, Betrug und Unterdrückung genauso fortsetzen. “Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.“ So schreit der Prophet Amos in die Menge, denn das reale Leben passt nicht zu den äußerlich beeindruckenden Frömmigkeitsübungen. Recht und Gerechtigkeit fordert er, und das setzt eine innere Hinwendung der Menschen zu Gott voraus. Der Prophet Hosea richtet den Menschen aus: “Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer. Lieben und erkennen – im Hebräischen Begriffe äußerster Vertrautheit und Intimität. So innig begegnen sich nur Mann und Frau, und diese Intimität ist eine äußerst persönliche Angelegenheit, nichts für Kameras und Öffentlichkeit. Genauso innig soll das Verhältnis, die Freundschaft zwischen Gott und den Menschen wieder werden, eben von Seiten des Menschen her. Und auch das ist im letzten nichts, das man groß herum posaunt, es geschieht vielmehr im Verborgenen. Auf dieses innere Verhältnis legt Gott Wert, er sieht das Verborgene, er sieht auf das Herz. Deshalb ruft Joël den Israeliten zu: "Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider!" Wir beginnen diese kommenden Wochen mit einem eindrucksvollen äußeren Zeichen, dem "Aschenkreuz". Wir setzen persönliche Zeichen, um diese Zeit besonders zu gestalten. Wir versammeln uns in den kommenden Wochen zu besonderen Gottesdiensten: Kreuzwegandachten, Fastenpredigten, Bußgottesdienste verleihen ihnen ein besonderes Gepräge. Das ist alles wichtig und wertvoll. Aber das Eigentliche muss tief in unserem Inneren geschehen: eine neue Hinwendung des ganzen Menschen zu Gott. Wenn ich mir das in der ganzen Tragweite bewusst mache, dann beginnt heute mit einem spürbaren Einschnitt eine Zeit der inneren Gottsuche, des Sensibelwerdens für die Spuren, die Gott in meinem Leben längst hinterlassen hat. Der Verzicht auf manches, das mir im Leben vertraut geworden ist, schafft neuen Raum, um in mir die Beziehung zu Gott neu wahrnehmen und gestalten zu können. Das Wort des Hl. Augustinus: "Gott ist mir innerer als mein Innerstes" könnte in diesen Wochen wieder neu an Bedeutung gewinnen. Aber das bedarf einer neuen Intimität zwischen mir und Gott, und nicht vieler Worte: Tu Gutes – und achte im Stillen darauf, was sich in deinem Inneren verändert.

 

Zum Anfang Pfeil links | Startseite Pfeil links